Typisch Mallorca / Typisch Deutsch
Viele Mallorca-Deutsche müssen schmerzlich erfahren dass auf Mallorca die Uhren anders gehen.
Vieles auf der Insel ist nicht schlechter oder besser als in Deutschland, aber mit Sicherheit anders, trotz Europa und aller Harmonisierungstendenzen.
Weit verbreitet ist unter den Deutschinsulanern die Annahme, dass das spanische Laissez-faire sich auch auf Baugenehmigung oder Bauvorschriften erstreckt. Irrtum. Gerade in Zeiten leerer Kassen der öffentlichen Hand ist eine Baugenehmigung immer dringend anzuraten.
Mallorca hat sich sehr verändert. Vorbei sind die Zeiten in denen wild drauflosgebaut werden konnte. Wird man heute bei einem illegalen Bau erwischt, drohen drakonische Strafen. Je nach Baugebiet werden illegale Bauten mittlerweile auch abgerissen.
Ein konkretes Fallbeispiel: Herr Rainer K. aus Düsseldorf mit Zweitwohnisitz
in Puerto de Puerto de Andratx, erfolgreicher Geschäftsmann eines börsennotierten Unternehmen, will seinem Haus eine Frischzellenkur
verpassen. Sein deutscher Hausmeister kennt ein paar Handwerker. Was Herr K. nicht weiß: Die Künstler, die er auf sein Haus loslässt, sind nicht vom Fach, sondern Quereinsteiger. Es wundert Herrn K. anfangs nicht, dass sein Hausmeister den kompletten Umbau kostenlos betreut und dieser weit teurer kommt als in Deutschland. Die Amigos legen ohne Baugenehmigung los und prompt steht das Bauamt vor der Tür.
Auch wenn bislang im Bad nur ein paar Fliesen abgetragen wurden, erhält Herr K. eine saftige Geldstrafe aufgebrummt. Nicht nur, weil die Baumaßnahme
nicht angemeldet war, sondern auch, weil die Arbeiter Schulden
bei der Steuerbehörde und der Sozialversicherungsbehörde haben, für die Herr K. gleich auch noch zur Kasse gebeten wird. Denn Finanzamt und Sozialbehörde nehmen die Auftraggeber in die Pflicht.
Wer nicht prüft ob der Unternehmer offene Rechnungen bei diesen Ämtern hat, bevor er eine Rechnung anweist, muss unter gewissen Umständen mit hohen
Forderungen rechnen. Das Strafmaß macht etwa das Vierfache der beauftragten Projektkosten aus. Der Anwalt von Rainer K. kämpft zwei Jahre lang und verliert. Die Anwaltskosten lagen trotz des negativen Ergebnisses für Herrn K. bei ca. 14.000 Euro.
Die letzte Rettung: Der Hausmeister teilt mit, er habe erstklassige Verbindungen zum Bauamt habe. Für 25.000 Euro könne man die Angelegenheit „klären“, indem man die Akten verschwinden lässt. Herr K. ergreift diesen Strohhalm. Was dann verschwindet, sind nicht die Akten, sondern ist der Hausmeister.