Baufeuchte richtig bestimmen: Wie feucht ist meine Wand?
Kategorien: Analyse
Zur Bestimmung des Feuchtegehaltes stehen verschiedene Methoden mit unterschiedlicher Aussagekraft zur Verfügung
Beim Häuserbau wird immer öfter versucht die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten, außerdem wird stets eine dichte Bauweise verfolgt. Dieser Trend bringt allerdings auch Gefahren, in Form von Baufeuchtigkeit und daraus resultierenden Folgeschäden mit sich. Ob Baufeuchtigkeit vorliegt, kann durch verschiedene Arten von Feuchtemessungen bestimmt werden. Durch die große Anzahl an verschiedenen Messmethoden ist es schwierig, eine allgemeine Tabelle mit Werten für die Ermittlung von Baufeuchtigkeit zu erstellen. Allgemein unterscheidet man unter direkten und indirekten Messmethoden zur Feuchtebestimmung.
Indirekte Feuchtemessungen für Baufeuchtigkeit
Als indirekte Methoden zur Ermittlung von Baufeuchtigkeit stehen Ihnen auf der einen Seite die kapazitive Methode und auf der anderen Seite das hygrometrische Verfahren zur Verfügung. Das kapazitive Messverfahren ist vollständig zerstörungsfrei und ermöglicht die Bauteilmessung in einer Tiefe von ca. 3 cm. Der Grad an Baufeuchtigkeit wird anhand eines Zahlenwertes dargestellt, welcher allerdings von Hersteller zu Hersteller variiert. Für eine genaue Interpretation der Messwerte ist ein Fachwissen erforderlich, da die Messwerte durch im Baustoff bzw. Bauteil vorhandene Salze oder Metalle verfälscht werden können. Da die Zahlenmesswerte geräteabhängig sind, ist die Darstellung einer allgemeinen Tabelle zur Ermittlung von Baufeuchtigkeit nicht möglich.
Bei dem hygrometrischen Verfahren wird mit einem Messfühler in einen luftdicht verschlossenen Hohlraum in einem Bauteil die relative Luftfeuchte in Relation zur Innenraumluft gemessen. Sollte die Luftfeuchte im Hohlraum deutlich höher sein im Vergleich zur Innenraumluft ist das Vorhandensein von Baufeuchtigkeit wahrscheinlich.
Direktes Verfahren
Bei dem direkten Verfahren nach der Calciumcarbid-Methode wird eine Baustoffprobe aus dem Bauteil genommen, um die Baufeuchtigkeit zu ermitteln. Die Baustoffprobe sollte zwischen 10 und 50 Gramm schwer sein und wird nach der Entnahme zerkleinert und in eine Druckflasche gegeben. Daraufhin wird das Calciumcarbid mit dem potenziell feuchten Baustoff vermischt und es entsteht Acentylengas. Durch den entstehenden Überdruck der chemischen Reaktion kann über ein Manometer der Feuchtigkeitsgehalt der Baustoffprobe als %-Wert abgelesen werden. Diese Methode liefert zuverlässige Ergebnisse, wird anschließend zur Durchführung ein Fachmann mit den entsprechenden Utensilien benötigt.
Baufeuchtigkeit vorbeugen
Wie bereits letztens in unserem Blog beschrieben, können Sie die Gefahr von Baufeuchtigkeit mit der Umsetzung von einer Hand voll Maßnahmen minimieren. Versuchen Sie den Rohbau so schnell wie möglich mit der Fertigstellung des Daches und den benötigten Fenstern oder Türen gegen Witterungen zu schützen. Somit vermeiden Sie, dass sich bestimmte Bauteile mit Wasser vollsaugen und dadurch sehr schwer wieder trocknen. Rechnen Sie außerdem genügend Zeit nach Abschluss der Bauphase für die Trocknung des Gebäudes ein. Ausreichend Lüften und Heizen sind sehr wichtig, um die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk abzutransportieren. Auch der Dipl.-Ingenieur Stephan Keppeler vom B+K Sachverständigenbüro aus Köln stellt klar, dass „in den ersten beiden Jahren die Bewohner die Baufeuchte erst einmal ‚rauswohnen‘ müssen, das heißt verstärkt lüften und heizen, um die Baufeuchte abzuführen und das Haus richtig zu trocknen“. Eine weitere Möglichkeit zur Bautrocknung besteht auch in der technischen Trocknung. Dabei wird der Rohbau nach dem Abschluss des Estrichs ca. einen Monat lang technisch getrocknet. Diese Möglichkeit wird aber nur in den seltensten Fällen von den Hausherstellern angeboten und durchgeführt. Für eine technische Trocknung sollten Sie in allen Fällen ein Fachunternehmen beauftragen.
Fazit: Eine pauschale Definition von Grenzwerten in einer Baufeuchtigkeits Tabelle ist kaum möglich, da es vor allem bei den indirekten Verfahren keine genormten Messgrößen gibt. Jedes Gerät oder Hersteller verfügt über eigene Messskalen und können somit nicht auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Grundsätzlich ist für die Interpretation und die Durchführung von Feuchtigkeitsmessungen Fachwissen notwendig, weshalb genaue Aussagen zur Baufeuchtigkeit in den meisten Fällen nur von Experten getroffen werden können.